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Mein erster Monat Longboard mit Speed – BoostedBoards v2

Meme: Shut up and take my money!Als ich vor einigen Jahren die ersten Videos und Fotos von Menschen auf Longboards mit elektrischem Antrieb gesehen habe war ich auf Anhieb von der Idee begeistert und wollte direkt zu schlagen.

Allerdings kam da mein neuer Lebenswandel als ortsunabhängiger Nomade dazwischen und ich war mehr darauf bedacht Kram zu verkaufen als mir ein großes sperriges Sportgerät zu zulegen. Ein paar Jahre und so manche Innovation später modifiziere ich meinen Lebensstil mal wieder ein wenig und habe nun ein Bedarf an einem fahrbaren Untersatz den ich aber auch auf Nah- und Fern-Reisen mit nehmen kann und natürlich auch im Alltag eine Unabhängigkeit von Bus und ein Stück weit auch vom Auto erlaubt.

Nachdem ich ja schon länger in so ein elektrisches Longboard verliebt war, war es dann im Herbst 2016 so weit, dass BoostedBoards die neue Genration ihres Boards vorgestellt hat. Mein Zeichen – also direkt das Modell „Dual mit der großen Batterie“ vorbestellt und ich ging auf Winter-Wanderung durch Süd-Europa mit dem Plan im Kopf, dass wenn das Board im Frühling kommt, ich wieder im Norden bin zum Fahren.
Blogposts über Batterie-Probleme und Liefer-Verzögerungen kommen und die Zeit vergeht. Dann ist der theoretische Frühling da und meine Bestellung steht auf Q4 2017 :-O
Den Zustand eine neue Generation des eigenen Produktes erst über ein Jahr nach Planung beginnen auszuliefern will wohl keine Firma auf sich sitzen lassen. So auch BoostedBoards und es gibt die Ankündigung, dass die Modell-Vielfalt reduziert wird und zunächst alle Boards mit einer „kleinen Batterie“ ausgeliefert werden. Meine Bestellung (nach Europa) macht einen Sprung nach vorne auf Juni. Ausstehenden Betrag bezahlt und die Wartezeit mit WordCamp Europe in Paris vertrieben habe ich am 03. Juli mein Board in der Post.

Brandneues BoostedBoard und BeineVoller Vorfreude fahre ich also am 04. Juni nach Schleswig für Arbeiten am „CoWorking Schlei“-Projekt und um mein Board in Betrieb zu nehmen. Traditionell werden die ersten Fahrversuche im Hof der Eltern gemacht und später dann eine Runde durch die Felder gedreht.
Das Board im Schildkröten-Modus freue ich mich über die rasende Fahrt und über stehe die ersten Tage ohne Probleme. Das Board wird vom ersten Tag an für die Strecke zwischen Unterkunft, CoWorking und Bahnhof genutzt, egal ob mit Messanger-Tasche oder Reise-Rucksack.

Inzwischen mit auffälligen Helm ausgerüstet wir mir das Voll-Gas-Tempo zunehmend zu langsam. Nach ca. 25 km das Board also in den Eco-Modus gestellt und im Nu geht’s gleich viel flotter den Berg in Kiel wieder hoch. Auch das Einschätzen über welche Kanten und Bodenbeläge gefahren oder eher nicht werden kann wird besser.

Um nicht zu sehr aufzufallen halte ich mich beim Fahren an die Rad-Wege und Fahrrad-Straßen, die es in Kiel zum Glück gibt. Unter skatenden Studenten mit klassischen Boards und Rädern fährt es sich gut.
Hier zeigt sich nun auch der erste Nachteil eines Longboards. Die nicht ganz kleinen Räder können über erstaunlich viele Sachen drüber rumpeln. Doch bekommen dafür die darüber befindlichen Füße und Knie die Quittung. Raue Pflastersteine oder unsauber eingelassene Gulli-Deckel machen sich bemerkbar. Da merkt man erst wie viele „kleine Hindernisse“ so ein Radweg haben kann. Da ist die Verlockung einfach auf der geteerten Straße zu fahren gerne mal hoch.
Raues Pflaster sorgt auch für eine deutliche Geräusch-Entwicklung, die ich nicht immer toll finde. Das Pfeifen der Motoren ist bereits ein ständiger Begleiter.

Nach ca. 90 km Stadtverkehr in Kiel und Schleswig schaffe ich mit einer Akku-Ladung zwischen 10 und 12 km. Diese Strecke sammelt sich zumeist über 2 – 3 Tage so dass ich nicht jeden Tag das Board an die Steckdose legen muss. Was selbst wenn es nötig ist kein zeitliches Problem ist. In einer Stunde ist der Akku von ziemlich leer wieder bei 100%. Akustisch untermalt von einem fiesen pfeifen des Ladegerätes. Wenn der externe Tinitus aufhört oder die Handy-App pusht ist in der Elektronen-Sammlung auf der Unterseite wieder Full-House.

Der Akku ist mir bisher nicht im Alltag aufgefallen, eher das Board selber. Was ich damit meine ist, dass man plötzlich einen recht schweren sperrigen Begleiter hat, der in allen Situationen, die nicht gerade von A nach B fahren heißen, getragen werden will und alles verkratzt oder massakriert das mit seiner Oberseite in Berührung kommt.
Beim Einkaufen, Zug fahren, Ausgehen oder Haustür öffnen ist man plötzlich nur noch einhändig. (Weil es so schön in meinem Arbeits-Alltag passt -> Ein Beispiel für temporäre Disability)

Wenn es auf Reisen geht

Auf bekannten Strecken immer hin und her zu fahren langweilt mich immer schnell. Da oder so Urlaub anstand, wurde das Gepäck, sonst nur ein Handgepäck-Rucksack um das BoostedBoard erweitert.
Der erste Pluspunkt wurde direkt morgens gemacht, da man weniger Zeit für die Strecke zum Bahnhof benötigt, kann man sich zumindest noch einmal mehr umdrehen.

Das Verstauen des Boards unter den Sitzen des Zuges ist kein Problem. Doch beim Umsteigen im Laufschritt hilft das berollte Handgepäck nicht gerade. Auf den Bahnstiegen kann man nicht wirklich fahren vor lauter Menschen.
Am Zielort spart man sich auch das Taxi oder den Bus und bekommt neben einem ersten Einblick auch direkt etwas frische Luft. Nach 9 h in verschiedenen Zügen sehr willkommen.

Surferin auf dem Eisbach mit unscharfem BoostedBoard im VordergrundIn der Rad-fahr-Region am Bodensee waren die Radwege gut und ich konnte ohne Mühen zum einkaufen oder Stadt-Bummel fahren. Für die Strecken zwischen den kleinen Städtchen reichte die Reichweite der „kleinen Batterie“ leider nicht ganz aus. Daher behaupte ich, dass diese Variante des Boards die urbane Ausgabe ist.
Die Reaktionen der Mitmenschen ist auch hier zu meist schwer erstaunt und hilflos da sie nicht direkt verstehen was sie dort sehen. Die Quote der Radfahrer, die sich ziehen lassen wollen oder am liebsten auch selber wollen ist ungleich höher. Schieben wir das mal auf den störrischen norddeutschen, der dies nur nicht ausdrückt.

Im weiteren Verlauf verschlug es mich nach München. Dort erlaubte der eigene fahrbare Untersatz die Strecke von meiner Unterkunft am Westring zum Hauptbahnhof nicht mit der U-Bahn zurück zu legen. Stattdessen rollte ich am Montag-Morgen entlang der Isar, durch den Englischen Garten, vorbei am Eisbach, und um weitere historische Ecken. Ein toller Start in den Tag und die neue Woche.
In den steileren Bergen der Schweiz wurde bei kleineren Probefahrten erfolgreich die Bergsteigfähigkeit getestet und es klappt. Viel bin ich dort nicht gefahren.

Ein Monat ist rum

Zurück in Schleswig war der erste Monat dann auch schon rum. Ich bin ca.170 km gefahren. Bei Sonnenschein und auch nach Regenfällen. Bei gutem Wetter alles gut, die Fliegen und Mücken im Auge kenne ich zu Genüge vom Krad fahren. Allerdings bei feuchten bis nassen Straßen sieht man bereits nach einer kurzen Strecke eingedreckt aus. Auch lässt der Grip der Räder deutlich nach, kein Wunder ohne Profil.
Ohne Gepäck fahre ich auch gelegentlich auf der dritten Fahrstufe, die mir allerdings recht gefährlich vorkommt, da andere Verkehrsteilnehmer einen übersehen oder komplett falsch einschätzen.
Da ich das Board nicht gerade zimperlich behandelt habe gibt es ein paar Spuren, besonders im Bereich des Antriebs.

Bisher ist meine Meinung zu dem Board positiv. Es macht Spaß damit zu fahren und mit Übung wird man auch immer besser und kann mehr und mehr Situationen meistern. Die Stadt und das Zurücklegen von Strecken, die vllt etwas zu lang sind zum gehen, sind die besten Einsatzzwecke.
Bleibt abzuwarten ob die größere Batterie den Freiheitsgrad soweit erhöht, dass man auch vom Vorort oder Dorf vor der Stadt ins Zentrum fahren kann. Auch wäre eine Lösung zum schnellen und sicheren parken des Boards am Eingang von Supermärkten oder Kinos eine gute Sache um mehr kleine elektrische Flitzer auf kommen zu lassen.

Nach wie vor reizt es mich ein elektrisches Mono-Wheel wie das KingSoon auf die gleiche Art und Weise zu testen um zu sehen welches „Fahrzeug“ den interessantere Alltags-Begleiter abgibt. Solange brause ich weiter auf vier Rädern durch die Gegen. Reisen nach Hamburg und Berlin stehen schon fest auf dem Plan.

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  1. echt starker Artikel – ich finde die E-Boards richtig interessant und denke schon eine weile darüber nach ob ich mir eins besorgen soll!

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